Vor Kurzem ist in der Südstadt der Paisley-Platz eingeweiht worden. Eine Delegation aus der schottischen Partnerstadt ließ es sich nicht nehmen, dabei zu sein. Wir haben mit Bürgermeisterin (Provost) Lorraine Cameron gesprochen.
Frau Cameron, Paisley ist seit 55 Jahren Partnerstadt von Fürth, Sie selbst unterstützen und begleiten diese Partnerschaft seit 25 Jahren. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Mein größter Wunsch ist es, die jungen Menschen unserer beiden Städte mehr miteinander zu verbinden. Die Politik muss hier der Motor sein. Wir haben zum Beispiel extra einen Fonds über 30 000 Pfund eingerichtet, um Schüler, die sich keinen Austausch leisten können, zu unterstützen. Neben der Verbindung zur Hans-Böckler-Schule haben wir ganz aktuell nun auch Kontakte zum Helene-Lange-Gymnasium geknüpft. Auch die Kooperation zwischen Vereinen ist wichtig – da gibt es auch schon einen guten Kontakt im Bereich Frauenfußball.
Welche Bedeutung haben Partnerschaften in diesen Zeiten von Krisen und Kriegen?
Sie vermitteln Stabilität. Und wir verstehen einander besser, nicht nur die einzelne Stadt, auch das ganze Land. Wenn in Deutschland etwa etwas passiert, denken wir sofort an die Fürtherinnen und Fürther.
Was kann Paisley von Fürth lernen?
Unsere Städte und Regionen haben ähnliche Probleme. Aber die Fürther können leichter darüber sprechen. Beim Neujahrsempfang in Fürth war ich sehr beeindruckt, wie offen Oberbürgermeister Thomas Jung die Problemlagen benannt hat. Bei uns gäbe es da einen Riesenaufschrei, denn die Öffentlichkeit denkt, die Stadt muss alles lösen. In Deutschland hilft die Gemeinschaft mit, Probleme zu lösen. Wir müssen lernen, auch offen zu sein und – da müssen wir Politikerinnen und Politiker an die eigene Nase fassen – auch Hilfe und Unterstützung von der Bevölkerung einfordern.
Und was kann Fürth von Paisley lernen?
(lacht) Unsere traditionellen Highland Dances! Aber ganz ernsthaft: Bei uns gibt es gute Entwicklungen, wir haben ein neues Gewerbegebiet geschaffen und konnten große Firmen, zum Beispiel aus der Medizintechnik, ansiedeln. Zudem haben wir ein Strukturprogramm entwickelt. Wir haben hier ein ganz anderes Sponsoring-Wesen als in Deutschland: In Schottland ist es eine der wichtigsten Aufgaben der Politik, öffentliche Gelder zu akquirieren, das sogenannte Funding. Das könnte auch interessant für Deutschland sein.
Ähneln sich die Menschen aus Fürth und Paisley?
Oh ja, wir haben den gleichen Sinn für Humor! Und wir vertreten natürlich auch die gleichen Werte – Familienbindung, Respekt, das Miteinander und Frauenpower. Ich bin die vierte weibliche Bürgermeisterin in Folge. Unsere Stadtspitze, die Verwaltungsspitze – alles Frauen! Starke Frauen und wir werden von den Männern unterstützt und bestätigt. Wie in Fürth auch.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was gefällt Ihnen an Fürth?
Alles! Vor allem die Menschen, weil wir uns so ähnlich sind. Ich fühle mich nicht als Touristin, wenn ich hierherkomme, sondern es fühlt sich an wie Heimkommen. Beeindruckt hat mich auch eine Dampfzugfahrt durch die Fränkische Schweiz. Und das Wetter hier ist besser!
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